Mittwoch, 27. Januar 2010

Zustandsfund vom Erstensechsten09

Es ist ohne Titel.

Noch.

Als ob es jemals einen bekäme!

Was ist »es« überhaupt?

Als ob ich dies jemals wüßte!

Welch Überheblichkeit meinerseits!

Ich könnte damit beginnen zu notieren, was ich gerade in diesem Moment zu wissen meine.

Ich weiß, dass die Sonne nicht mehr auf meiner Hemisphäre herumstrahlt, mich immer wieder verlässt, sie muss. Wie geregelt ihr Leben; wie langweilig es scheint. Aber sie ist nicht allein damit. Meine Tür, nein, sie ist zu. Der Augenwinkel täuschte. Mein Fenster ist aber auf. Ich habe eine Phobie was das Aufsein von Fenstern ohne Sonne draußen, mit Licht im Inneren Dieser Satz hat kein Ende Ich weiß aber was ich meine. Das Licht ist also demnach aus. Ich bin allein. So gern gerade. Sehe die Scherenschnitte der Pflanzen auf meinem Fensterbrett und die der Bäume in der Wirklichkeit. Eine einsame Wolke schwebt, rosa angehaucht, heiligenscheinartig über der Rotbuche, welche ich als Kind als mein Baum bezeichnete. Ich ritzte meinen Namen in den dicken Stamm. Man kann es heute nicht mehr sehen. Ich tanzte um ihn herum, kletterte bis zu den dünnsten Ästen und brachte so alle, in der Krone sitzend, um den Verstand. Ängstlich, im Wind schaukelnd, frei. Die Wolke ist nicht mehr zu sehen. Was sie wohl nun tut, wenn sie keiner mehr sehen kann.

Mein Kopf platzt.

Wohin mit all dem?

Richtig, aufschreiben, was ich denke zu wissen. Ich weiß, dass ich ein Konstrukt aus Fleisch bin, welches die erstaunliche Fähigkeit des Denkens sein Eigen nennt. Reicht das nicht? Wozu all diese »Wer bin ich«-Geschichten. Wie anstrengend sie sind. Wie unnötig. Mein Hund kratzt sich, höre sein Halsband rhythmisch klingen. Nein, es war doch ein Vogel. Er bellt. Vergessen, dass die Türe geschlossen ist. Trotz dieser Tatsache habe ich das Gefühl dem Flur und so den Menschen im Haus näher zu sein. Es ist doch nur Holz.

Alle Filme, die ich heute begann, langweilten mich derart, dass ich sie nach halbstündigem Konsum auswarf.

Ich wäre gern woanders. Aber bin ich dann woanders, möchte ich wieder woanders sein. Und irgendwann möchte ich da sein wo ich hingehöre.

Oft stelle ich mir vor, bevorzugt wenn ich im Gras sitze, wie eine kleine blutleere Zecke auf mein nacktes Bein krabbelt, immer weiter hoch, noch weiter, warm und feucht, wohlfühlend, anfängt an mir zu saugen. Dann hat mein kleines Muttermal einen Freund und ist nicht mehr so allein. Die Zecke hat sicherlich viel zu erzählen, mehr als das Mal. Obwohl, das Mal. Gut, dass ich seine Sprache nicht verstehe.

Die Wolke hat sich sicher ausgezogen. Nein, wahrscheinlich nicht.

Um dem Platzen kurzweilig zu entkommen, werde ich das Notierte anderer lesen und neidisch ob deren Wortkunst werden. Hoffentlich.


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