Freitag, 21. August 2009

Realität

Den ganzen Morgen schon ist es ruhig, nichts zu tun. Mein Kollege und ich sitzen draußen und genießen die viel zu warme Sonne, ab und an verirrt sich ein Kunde in den Laden, angezogen vom Geruch eines noch imaginären Sandwiches. Wir wechseln uns mit dem Service ab, essen Macadamiaeiscreme und freuen uns über die kurzweilige Abkühlung.
Das schlechte, bezahlte Gewissen treibt uns wieder in die Windstille des Ladens und wir beginnen wieder den braven Sandwichverkäufer zu mimen.
Ein behelmter Typ springt von einem roten, laufenden Roller, unterhält sich kurz mit dem neben der Eingangstür wartenden Fahrer, und betritt den Laden. Dass er es eilig hat, merke ich natürlich sofort und begebe mich zu den Cookies. Er erscheint mir ein typischer Cookiekäufer, der schnell wieder weg will.
Er kommt auf mich zu, immer noch seinen Helm auf dem Kopf tragend, Visier nach oben, zieht sein graues T-Shirt hoch, sodass ich kurz seinen gebräunten, flachen Bauch sehe; zieht die im Bund steckende silberne Pistole heraus, zielt auf meinen Kopf und fordert mich auf alles Geld aus der Kasse zu nehmen. Seine Jeans ist hell, ausgewaschen, billig, der Lauf der Pistole ein schwarzes Loch.
Ich werde sterben.
Mein Körper öffnet die Kasse, wirft alle Scheine vor ihn hin, er rafft sie zusammen, drängt immer wieder, dass ich schneller sein soll, schneller.
Ich habe nichts mehr; sage es ihm. Das Geld zusammenraffend ist er weg.
Alles zittert, ein irres Lachen verlässt mein Gesicht, Ungläubigkeit. Seine wasserblauen Augen.

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